Männergesangverein startet nach Corona mit neuem Chorleiter und personeller Verstärkung

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Unter diesem Motto holten die Sänger des Männergesangvereines Gemüthlichkeit Königswinter das Fest zum 160-jährigen Vereinsbestehen nach. Während die Pandemie in Chören viele Lücken gerissen hat, freuen sich die Königswinterer über Zuwachs. Und wollen nach Corona wieder überall präsent sein.

 

Seit 160 plus einem Jahr bereichert der Männergesangverein Gemütlichkeit Königswinter das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Königswinter. Eigentlich hätte das runde Jubiläum 2022 im Rahmen des Stiftungsfestes besonders gefeiert werden sollen, doch Corona machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Umso mehr freuten sich die Sänger, dass ihr 161. Stiftungsfest am Sonntag wieder stattfinden konnte. Ein guter Zeitpunkt auch, in die Zukunft zu schauen.

Am größten war die Freude, dass mit Harald Müller und Peter Koch-Weißgerber gleich zwei neue Mitglieder aufgenommen werden konnte. „Jetzt sind wir wieder 16 Personen im Verein“, freute sich Präsident Robert Jäger. Dank der Verstärkung können man gut ins neue Jahr starten, zumal mit Sebastian Hohberg auch ein neuer Chorleiter frischen Wind in den Verein bringt. Der Musiker aus Oberdollendorf hat den MGV vor vielen Jahren schon einmal dirigiert, was den Vorteil hat, dass man sich nicht groß aneinander gewöhnen muss. Klangvolle Synergien ergeben sich zudem aus der Tatsache, dass Hohberg auch den Kirchenchor Cäcilia Königswinter leitet.

So werden die Männer des Kirchenchores den MGV beim Maiansingen am 30. April personell verstärken. Fest eingeplant ist auch wieder das Straßenfest am Vereinshaus in der Altenberger Gasse, bei dem die legendären Rievkooche nach MGV-Rezept serviert werden. Auch Auftritte in den Altheimen soll es künftig wieder geben. Geprobt wird immer dienstags ab 19 Uhr in der Altenberger Gasse 1, über weitere Verstärkung würden sich Sänger freuen.

Das Stiftungsfest bietet stets einen würdevollen Rahmen, um die zu ehren, die dem Verein schon seit vielen Jahren die Treue halten. Mit Stephan Krebs wurde ein Sänger für 70-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet, der mit seinem Engagement das Vereinsleben besonders geprägt hat. So war Krebs nicht nur kurzzeitig als Kassierer im Vorstand tätig, sondern auch als Helfer beim Winzerfest stets mit dabei. In den vielen Jahren, in denen der MGV den Weinbrunnen im Wortsinn am Laufen hielt, legte der gelernte Installateur die Leitungen vom Fass zum Brunnen – sorgte also dafür, dass statt Wasser Rebensaft sprudelte.

2009 musste der Verein die Bewirtschaftung des Weinbrunnens aufgeben und ist mittlerweile beim Winzerfest nicht mehr aktiv mit dabei, da die Kosten zu hoch sind und sich die Männer auch aus Altersgründen nicht mehr dafür gewappnet sehen. Nicht aus dem Verein wegzudenken ist Krebs allerdings vor allem in seiner Funktion als „Vize-Chorleiter“ - ob auf Reisen oder beim Beisammensein, wann immer der Dirigent nicht mit von der Partie war, sorgte er für den perfekten Zusammenklang. Jäger überreichte ihm unter dem Beifall der Sangeskollegen Ehrennadel und Ehrenurkunde.

Gleiches durfte auch der Präsident selbst aus den Händen seines Vereinsfreundes Werner Bott entgegennehmen. Feiern kann Jäger nicht nur sein 50-jähriges Jubiläum als Mitglied, er ist auch schon seit fünf Jahrzehnten im Vorstand aktiv. Gesungen habe er immer gerne, verriet Jäger. Aber insbesondere seien die Geselligkeit und die Gemeinschaft ausschlaggebend für ihn - eine Gemeinschaft, die über alle Höhen und Tiefen bis heute zusammenhält.

 

 

Jahrzehntelange Liebe zum Gesang

Damals brauchte man einen Leumund für die Aufnahme in den Chor." Damals - das war 1955. Und Richard Kern trat dem MGV "Gemüthlichkeit" Königswinter bei. "Mein Onkel Josef Oster nahm mich mit", erinnert sich der 80-jährige MGV-Ehrenpräsident. Der junge Richard musste damals bei Chorleiter Alfred Heberer vorsingen. Der Dirigent stufte Kern in die Tonlage Erster Bass ein.

Das ist der frühere Drachenfelsfotograf noch immer. Nach wie vor besucht das Königswinterer Urgestein an jedem Donnerstag die Chorprobe. Beim Stiftungstag der "Gemüthlichkeit" in der "Loreley" wurde er von MGV-Chef Robert Jäger für seine Treue über 60 Jahre mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. "Richard ist immer für uns da", sagte Kerns Nachfolger als Präsident. Und: "Ich habe viel von ihm gelernt. Ich bin froh, dass er noch aktiv ist und hoffe, dass er uns sehr, sehr lange erhalten bleibt." Richard Kern war 13 Jahre lang Präsident und zuvor engagierte er sich bereits in den Vorstandspositionen des Kassierers und Geschäftsführers.

Seit 50 Jahren verstärkt Herbert Schimanietz die "Gemüthlichkeit" mit seiner Stimme. Auch dem Uhrmachermeister händigte Jäger daher eine Ehrenurkunde aus. "Er ist zwar nie im Vorstand gewesen, aber als guter Geschäftsmann hat er unsere Kasse geprüft." Zudem habe er den Chor auch immer großzügig unterstützt.

"Ich kam als Spätaussiedler aus Schlesien nach Königswinter und kannte niemanden. Meine Frau riet mir, in einen Chor einzutreten. Auch damals brauchte ich noch einen Bürgen und musste eine Gesangsprobe absolvieren. Nach diesem Abend war ich mit mehr als 50 Männern per Du. Im MGV ,Gemüthlichkeit? fand ich meine zweite Heimat", meinte Herbert Schimanietz dankbar. Die Ehrung von Jubilar Nummer drei nahm der Ehrenpräsident vor. Nun ging's umgekehrt: Robert Jäger wurde vor 40 Jahren Mitglied, war von 1991 an 16 Jahre lang Zweiter, dann Erster Fähnrich. 2007 übernahm er das Präsidentenamt. Kern: "Ich war froh, dass ich ihn als Nachfolger gefunden hatte." Er überreichte Robert Jäger nicht nur eine große Urkunde, sondern auch den goldenen Ehrenring der "Gemüthlichkeit" mit Brillanten und dankte dem Präsidenten für dessen Einsatz.

Claus Scheel, Vorsitzender der Gruppe Siebengebirge im Chorverband Rhein-Sieg, überraschte die drei Sänger mit Urkunden und Ehrennadeln des Chorverbandes NRW. Robert Jäger erhielt sie in Silber, Kern und Schimanietz bekamen sie in Gold samt Ehrenausweis.

Die Sängerschar vom MGV Gemütlichkeit und der Chorgemeinschaft Bad Honnef, die seit Jahren zusammen proben und auftreten, stimmten ein "Hoch" auf die treuen Mitglieder an. Und Tenor Hans-Wolf Schölling von der Chorgemeinschaft sang "Lohengrin" und "Amazing Grace" für die Mitglieder des am 1. Januar 1862 gegründeten MGV.

Bürgermeister Peter Wirtz dankte den Sängern für das Engagement und lud sie zu einem Kaffeenachmittag ins Haus Bachem ein. Altbürgermeister Herbert Krämer wünschte ebenso weiterhin Freude am Gesang. Gratulation kam auch von Vertretern anderer Vereine der Altstadt. Bevor die Sänger mit ihren Gästen speisten, zog Martin Klant Bilanz. Dabei trug er die Vielzahl der Aktivitäten des MGV vor, die vom Neujahrskonzert im Bad Honnefer Kursaal bis zum Auftritt beim Altenfest im Haus Katharina reichten. Auch die Altenfahrt mit Senioren dieser Einrichtung gehörte wieder traditionell zum Jahresprogramm.

 

Vom Fleck weg engagiert

Richard Kern und Stephan Krebs, der seit 62 Jahren beim MGV singt, erinnerten sich an eine Geschichte aus dem Jahre 1956. Die "Gemüthlichkeit" probte im hinteren Saal des

Hotels "Goldener Stern" an der Hauptstraße. Amerikanische Touristen waren in Königswinter. Darunter befand sich auch der Chef des Schwäbischen Sängerbundes New Jersey. Er hörte den MGV unter Leitung von Alfred Heberer singen und engagierte den Kapellmeister des Königswinterer Stadttheaters vom Fleck weg.

Richard Kern: "Er hat in den USA Karriere gemacht." Später kam er noch einmal mit dem Sängerbund zu Besuch. "Im Bad Honnefer Kursaal haben wir gemeinsam ein Konzert gegeben."